Soziale Netzwerke können Treffpunkt für Freunde, Nachrichtenmedium oder Diskussionsraum sein. Sie werden von Mitgliedern genutzt, um zu kommunizieren, Kontakte zu pflegen, sich Tipps zu holen und Empfehlungen abzugeben. Da die Entstehung und Entwicklung von sozialen Netzwerken untrennbar mit der Entwicklung des Internet verbunden ist, wird in diesem Artikel auf die Anfänge und die Entwicklung des Internet vom sogenannten Arpanet zum Netz der Netze über das Social Web bis hin zu den sozialen Netzwerken eingegangen.
Vom Arpanet über das Netz der Netze zum Social Web
Die Idee mehrere Computer in einem Netzwerk miteinander zu verbinden, entstand Anfang der 1960er-Jahre in den USA. Als Reaktion auf den so-genannten Sputnik-Schock von 1957 sollte ein weltweit elektronisches Netz, das den Spitznamen Intergalactic Computer Network erhielt geschaffen werden.
Zunächst entstand ein dezentrales Netzwerk, das unterschiedliche US-amerikanische Universitäten, die im Auftrag des amerikanischen Verteidigungsministeriums forschten, miteinander verband. Im Jahr 1969 wurden diese Universitäten durch das Arpanet (Advanced Research Projects Agency Network) verbunden, das als Keimzelle des Internet bezeichnet wird.
Es folgte ein zügiger Ausbau der Netzinfrastruktur in den USA und in den 1970ern wurden die ersten europäischen Universitäten an das Arpanet angeschlossen. Zu dieser Zeit entstanden Protokolle und Anwendungen wie bspw. IP (Internet Protocol) oder E-Mail, die auch heute noch eine hohe Relevanz besitzen. Im Jahr 1975 gaben die Arpanet-Manager die Bildung einer ersten elektronischen Diskussionsgruppe bekannt.
Durch die Verbreitung von PCs seit Ende der 1970er-Jahre entstanden weitere staatliche, kommerzielle und private Netze wie bspw. das Usenet (Unix User Network). Usenet sollte frei und offen sein und ermöglichte 1979, dass erstmals im Zeitalter der Vernetzung die Vielen zu den Vielen, ohne Redaktion oder eine andere dazwischengeschaltete Instanz, sprachen.
Durch die Anpassung von Usenet an das IP sowie die Entwicklung des grafikfähigen WWW (World Wide Web) und Anwendungen wie Browser und Suchmaschinen in den 1990er-Jahren, wurde die Nutzung des WWW einfacher und führte mit dem Ausbau der Netzinfrastruktur zu einem raschen Wachstum des WWW. Mit zunehmender Verbreitung entwickelte sich das WWW allmählich zum Standard, was zu einem Zusammenschluss von mehreren Netzen zum heutigen Internet führte, das somit zunehmend zum Netz der Netze wurde. Mittlerweile sind Vernetzung und Browsertechnologie so weit vorangeschritten, dass es einem durchschnittlichen Internetnutzer i. d. R. nicht mehr bewusst ist, in welchem Netz er sich innerhalb des Internet befindet.
Während das Internet zu Beginn von statischen HTML-Seiten geprägt war, die in der Regel von wenigen, technisch versierten Personen erstellt wurden und kaum Interaktion mit Nutzern zuließen (Web 1.0), entwickelte es sich durch das Entstehen neuer Anwendungen, Geschäftsmodelle und technischer Neuerungen hin zu mehr Dynamik, Multimedialität sowie Nutzerinteraktion und -beteiligung (Web 2.0). Diese Weiterentwicklung des Internet – vom Web 1.0 zum Web 2.0 – veränderte das Nutzungsverhalten grundlegend: Von der Information hin zu Unterhaltung, Kollaboration und Kommunikation, weshalb mittlerweile auch vom Mitmachweb gesprochen wird. Das Mitmachweb stellt die Rechtsprechung vor Herausforderungen und die entstandenen Regelungslücken verunsichern insbesondere die Nutzer, aber auch Betreiber von Web 2.0-Anwendungen.
Webbasierte Anwendungen, die für Menschen den Informationsaustausch, den Beziehungsaufbau und die Kommunikation in einem sozialen Kontext unterstützen, werden in dem Begriff Social Web zusammengefasst. Deshalb kann das Social Web auch synonym für den Begriff Social Media verwendet werden.
Entstehung und Entwicklung von sozialen Netzwerken
1997 ging das erste soziale Netzwerk Sixdegrees in den USA online. Sixdegrees konnte innerhalb kurzer Zeit mehrere Mio. Nutzer auf sich vereinen. Jedoch schaffte es Sixdegrees nicht, sein Potenzial in ein tragfähiges Geschäftsmodell umzuwandeln und verschwand im Jahr 2000 vom Markt.
2002 ging Friendster in Kanada online und wuchs so schnell, dass die technische Infrastruktur nicht mithalten konnte. Die Überlastung von Servern führte zu Ausfällen und Friendster musste das Datenvolumen für seine Nutzer begrenzen. Am stärksten waren davon die aktivsten Nutzer betroffen – also diejenigen, die die meiste Zeit in sozialen Netzwerken verbringen, den Großteil der Inhalte erstellen und dadurch maßgeblich zur Attraktivität von sozialen Netzwerken beitragen. Das Aufkommen von Alternativangeboten wie LinkedIn, MySpace und Open BC (Open Business Club), das später in Xing umbenannt wurde, im Jahr 2003 führte dazu, dass Friendster-Nutzer zu diesen Netzwerken abwanderten.
2004 ging Facebook an der Harvard Universität als digitales Abbild der gedruckten Jahrbücher an den Start. Seit Facebooks Börsengang spielt dessen universitäre Ursprung jedoch keine Rolle mehr. Auch wenn Facebook krampfhaft versucht dieses Image weiterhin aufrecht zu erhalten.
Mit den VZ-Netzwerken (StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ) traten 2005, 2007 und 2008 soziale Netzwerke in den Markt ein, die sich speziell an Nutzer im deutschsprachigen Raum wandten. StudiVZ entwickelte sich innerhalb von zwei Jahren zu einem der größten sozialen Netzwerke in Europa. 2007 übernahm der Holtzbrinck Verlag StudiVZ für angeblich 85 Mio. Euro. Aufgrund unzureichender Innovationen sowie zu viel und zu penetranter Werbung wanderten die StudiVZ-Nutzer jedoch zu Alternativangeboten – insbesondere zu Facebook – ab. Laut Branchenkennern war in Deutschland das Jahr 2010 entscheidend. Facebook konnte die Zahl seiner aktiven Nutzer von sechs auf dreizehn Millionen verdoppelt. Gleichzeitig schrumpften die Mitgliederzahlen der VZ-Netzwerke konstant. Anfang April 2013 wurde bekannt, dass SchülerVZ zum 30. April schließt. StudiVZ und MeinVZ sind weiterhin online und werden von Poolworks Germany Ltd. betrieben, einer ehemaligen Holtzbrinck-Tochter. Poolworks inkl. der Netzwerke StudiVZ und MeinVZ wurde im Herbst 2012 von dem Investor Vert Capital gekauft.
Eigens an deutsche Nutzer richten sich die sozialen Netzwerke StayFriends, Lokalisten und Wer kennt Wen (WkW) sowie das berufliche Netzwerk Xing.
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