Wenn wir im Internet etwas kommentieren oder posten, orientieren wir uns oft an der mündlichen Umgangssprache: Wir schreiben nicht „Wie geht es dir?“, sondern kurz „Wie geht’s?“. Auch Unternehmen nutzen den eher lockeren Umgangston im Web für sich. Mittlerweile spricht nicht mehr nur ein bekanntes schwedisches Möbelhaus seine Fans auf Facebook & Co. mit „Du“ an. Dadurch entsteht eine gewisse Nähe zum Kunden, er fühlt sich direkt und persönlich angesprochen. Doch wie sieht die Verbindung (oder Vermischung) von mündlicher und schriftlicher Sprache im Netz genau aus?

Mündliche Sprache ist gekennzeichnet von Nähe. Nähe zeichnet sich durch Privatheit und Vertrautheit aus. Auch Emotionen sind ein Zeichen für Nähe. Wenn zwei Seiten in einen Dialog treten, kommen sie sich näher. Daher ermöglichen die sozialen Netzwerke, eine gewisse Nähe zum Kommunikationspartner aufzubauen. In einem mündlichen Gespräch sind auch Mimik, Gestik und Betonung wichtig, um Nähe aufzubauen. Dies fehlt bei der schriftlichen Kommunikation. Daher müssen „Hilfsmittel“ gefunden werden, um dieses Manko auszugleichen. Smileys, die im Web gebräuchlichen Abkürzungen wie LOL oder Worte, die in Großbuchstaben geschrieben werden, haben sich dafür eingebürgert. Sie signalisieren, wie das Gegenüber den Satz verstehen soll und versuchen, die fehlenden Elemente mündlicher Sprache auszugleichen.

Schriftliche Sprache zeichnet sich dagegen normalerweise durch Formalität, Fremdheit, wenig Emotionen, Monologe und Distanz aus. Dies alles soll bei der Kommunikation im Web allerdings vermieden werden. In den sozialen Netzwerken sind wir bemüht, trotz der räumlichen Distanz Nähe aufzubauen. Und auch Unternehmen wollten das Internet dafür nutzen, eine engere Kundenbindung und Vertrauen aufzubauen.

Daher ist die Sprache im Web formal schriftlich, aber konzeptionell mündlich. Das heißt, in die Sprache, die im Web verwendet wird, fließen zahlreiche Elemente ein, die aus der mündlichen Umgangssprache stammen. Es wird versucht, die mündliche Umgangssprache auf das Internet anzupassen und fehlende Elemente wie Mimik und Gestik „nachzuahmen“ bzw. Elemente zu finden, die diese ersetzen. So können trotz der Verwendung von – eigentlich formeller – Schriftsprache Nähe und Vertrautheit entstehen. Es kann sich zudem ein Dialog entwickeln, wie er sonst nur aus der mündlichen Umgangssprache bekannt ist.